Werden die überzeugten Insel-Briten nach dem Brexit wirklich frei sein?

21. Dezember 2020

Die Zeit läuft nun endgültig ab, in der es rein theoretisch noch zu einer Einigung zwischen dem UK und der EU kommen könnte. Eventuelle Übereinkommen, gar Verträge, können nicht mehr vom EU-Parlament oder dem Britischen Unterhaus fristgerecht abgewickelt werden. Die Verhandlungspartner hauen sich im Auftrag von Boris Johnson und Ursula von der Leyen symbolisch die Fische um die Köpfe und drohen mit dem Brexit-Chaos in den britischen und französischen Häfen.

Nun hat das total fiese Corona-Virus dieses Argument vorzeitig entkräftet, denn nach den jüngsten Tests befanden sich quasi in jedem Flieger aus dem UK positiv getestete Passagiere. Frankreich, Belgien, die Niederlande, Italien, Deutschland und sogar Indien, Südafrika, Australien machten konsequent dicht für Flieger aus dem UK. Alle Häfen wie Calais und Dünkirchen und der Kanaltunnel wurden geschlossen, fast als sei schon Brexit! Bei Dover soll sich ein bis zu 30km langer Lkw-Stau befinden, der sich nicht bewegt. Deren Fahrer:innen sind „gefangen“ unter unzumutbaren sanitären und Ernährungsbedingungen. Die Fahrzeuge der Speditionen sind derzeit auf unbestimmte Zeit ihrer normalen Nutzung entzogen, was nach einer zeitlichen Verzögerung vermutlich überall zu Versorgungsproblemen und Preissteigerungen führen wird? Ein Vorgeschmack auf einen harten Brexit? Keine Ahnung, ich weiss es nicht!

Aber der hier verlinkte Artikel zur spanischen Tageszeitung LA VANGUARDIA zeigt an einigen Beispielen auf, daß die Relationen des UK zu EU-Nationalstaaten keineswegs gekappt werden würden mit dem Brexit, wie es seine Betreiber den Befürwortern des Brexit-Referendums damals 2016 einredeten.

Da gibt es z.B. den französischen Energie-Multi EDF (Électricité de France), der zu über 80% im französischen Staatsbesitz(!), weiterhin zusammen mit den Chinesen von CGN quasi ein Monopol zum Betrieb und Bau mehrerer ((8?) Kernkraftwerke im UK besitzen, unter anderem in Hinkley Point Wert (22,5 Milliarden Pfund Sterling und mit bisher 2 Jahren Rückstand beim Bau!). Die Briten waren technologisch nicht mehr dazu in der Lage diese Projekte selbst abzuwickeln! Der Anteil von Nuklearenergie am Energiemix beträgt derzeit 20% und er wird steigen, wenn der CO2-Verbrauch bis 2050 auf Null reduziert werden soll! Es existieren zwei weitere unterschiedlich weit fortgeschrittene Bauprojekte für Nuklearkraftwerke, in Sizewell und in Bradwell. Um der EDF ihre Gewinne zu garantieren(!) existieren hohe Abgabepreis für Elektroenergie für 35 Jahre, ganz egal „ob Brexit hin oder Brexit her“, die der britische Endverbraucher, aber auch die Wirtschaft bezahlen müssen!

Der Finanzsektor, „die City“ ist bisher weniger betroffen, obwohl große Häuser ihren Sitz oder zumindest Teilkapazitäten z.B. nach Paris oder gar Frankfurt verlegt haben.

Es gibt Französische Bahn- und Busunternehmen mit Staatsbeteiligung die Linien in England, besonders im Großraum London betreiben.

Der neue blaue(!) Hightec-UK-Reisepass ohne die verhasste Symbolik der EU-Sterne wird… vom französischen Multi-Unternehmen THALES (Raumfahrt, Rüstung und Sicherheit, mit über 20% französischer Staatsbeteiligung!) produziert.

Die staatliche französische RATP, die den Nahverkehr im Großraum Paris betreibt, ist Konzessionär einiger wichtiger Buslinien in London!

Auch die französischen Staatseisenbahnen SNCF betreiben Bahnstrecken im UK.

Aber – wie schon oben erwähnt – die Verhandler „hauen sich die Fische um die Köpfe“ um die reale Abhängigkeit des UK von kontinentalen Nationalstaaten der EU zu verschleiern… bis zum bösen Erwachen!




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https://www.lavanguardia.com/internacional/20201221/6137712/brexit-reino-unido-francia-china-boris-johnson-ue.html


Corona führt zur sozialen Spaltung Madrids!

19. September 2020

Beim verzweifelten Versuch die grassierenden Corona-Infektionen in den Griff, oder gar unter Kontrolle zu bekommen, hat die Comunidad von Madrid zu extremen Maßnahmen gegriffen, die ab kommenden Montag für 14 Tage gelten sollen:

Die 858.153 Einwohner der 37 am gefährdetsten Sanitären Zonen der Comunidad, wo die Zahlen der Infizierten pro Hundertausend bei ÜBER 1.000 liegen bekommen verschärften Hausarrest, dürfen ihr Stadtviertel nur um zu arbeiten, um zur Schule zu gehen, für Arzt- und Apothekenbesuche, um Bedürftigen zu helfen oder um mit dem Hund Gassi zu gehen (max. 1km von der Wohnung entfernt!). Bars, Restaurants, Spielhallen und Geschäfte dürfen bei 50% Auslastung bis 22 Uhr geöffnet sein und grundsätzlich illegale Einrichtungen wie z.B. Puffs können sowieso nicht offiziell begrenzt werden, weil es sie ja offiziell gar nicht gibt!
Den betroffenen Einwohnern wird zwar dringend angeraten zu Hause zu bleiben, sie können sich aber grundsätzlich INNERHALB ihres genau umrissenen Viertels frei bewegen! (Wer will das eigentlich kontrollieren?)

Die einzige Regel die für ALLE gilt – in der GANZEN Comunidad de Madrid – ist die Begrenzung auf maximal 6 Personen für Zusammenkünfte jeglicher Art, egal ob aus privatem oder beruflichem Anlass!

Von den 37 gefährdetsten Zonen liegen 26 in der Hauptstadt von Spanien selbst, der Rest in den Satellitenstädten um Madrid herum. Sie machen 13% der gesamten Einwohner aus und stellen (bis jetzt!) 24% der entdeckten Corona-Infektionen der vergangene Woche!

Es sind gleichzeitig soziale Brennpunkte, die Ärmsten der Hauptstadtregion! Deren Einwohner sind empört, sehen sich ungerecht behandelt, es trifft halt mal wieder sie!

Die technische Frage zur geplanten Durchführung:
Die genannten „Zonen“ basieren auf der Einteilung der Comunidad bezüglich ihrer medizinischen Versorgung, bzw. Krankenhäuser, Kliniken, Centro-Medicos. Diese Grenzen sind den Menschen in der Regel gar nicht bekannt. Sie sollen also Grenzen einhalten, die sie gar nicht kennen, was zusätzlich zum Unwillen auch durch Unwissen verursachte „Grenzverletzungen“ mit sich bringen dürfte? WER soll das WIE kontrollieren und gegebenenfalls WIE ahnden? Nicht nur, daß die Betroffenen 13% ihre Zonen nicht verlassen dürfen, die anderen 87% dürfen auch nicht hinein oder hindurch! Eine besondere Kennzeichnung ist anscheinend nicht vorgesehen, die Bevölkerung soll aber WANN und WIE informiert werden… Es scheint, hier ist das Chaos vor programmiert?

Was soll diese ganze komplizierte „Kopfgeburt“? Sie hat den einzigen Zweck die Ausrufung des Ausnahmezustandes zu vermeiden, der auch die Wirtschaft weitgehend stilllegen würde! Ausserdem erscheint die Auswahl der „Zonen“ mit über 1.000 Infizierten pro 100.000 Einwohner willkürlich, denn weiter Stadtteile Madrids und darunter das Zentrum liegen bei 700-800 Infizierten pro Hundertausend und werden bisher in keiner Weise tangiert?

Ganz grob gesagt, in den immergrünen Villengegenden im Norden und Nordosten von Madrid, wo Weltfußballer und sozialistische spanische Vizepräsidenten mit Pferdeschwanz leben, ist man von Corona kaum betroffen, kann sich im Quarantänefall in seine grüne Villa an den Pool zurückziehen, oder sich in der Vorherbst-Sonne bräunen. Die Einkäufe kann man sich notfalls bekanntlich ja auch bringen lassen…

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https://www.elperiodico.com/es/sociedad/20200918/coronavirus-madrid-ayuso-medidas-restricciones-covid-8117646