Bretagne: Gewerkschaften mobilisieren nur halb soviel Demonstranten wie die Rotkäppchen!

24. November 2013

Am Sonnabend fanden in der Bretagne dezentral mehrere Kundgebungen statt, die von sieben Regionalgewerkschaften durchgeführt worden sind. Sie erreichten nach wohlwollenden Schätzungen mit 13.000 zu 30.000 Teilnehmern nur knapp die Hälfte an Mobilisierung, wie es der von einem bürgerlichen Mitte-Rechts-Konglomerat durchgeführten Rotkäppchen-Demo Anfang November gelungen war.

Vielleicht spielte dabei die Dezentralisierung auf mehrere Kundgebungsorte eine negative Rolle?

Dem Aufruf der sieben Regionalgewerkschaften, CFDT, CGT, Solidaires, CFTC, Unsa, CFE-CGC und FSU, folgten in Rennes 3.000, in Saint-Brieuc (Côte-d’Armor), 2.000,  in Lorient (Morbihan), 3.000 und bis zu 5.000 Menschen demonstrierten auf den Straßen von Morlaix (Finistère) am Nachmittag.

Wenn diese Demos der Abgrenzung zu den Rotkäppchen galten, dann waren sie ein Erfolg, denn rote Mützen gab es nicht an diesem Samstag in der Bretagne. Sie werden sich erst wieder in einer Woche, am 30. November auf den Straßen zeigen.

Umgekehrt wird natürlich auch ein Schuh draus: Wenn die Rotkäppchen sich aber nicht an den Demos für höhere Gehälter beteiligen, wessen Interesse dienen sie denn dann primär und wer beteiligt sich sozusagen als Alibi-Gewerkschaft an ihren turbulenten Demonstrationen?

Die Rotkäppchen selbst argumentieren damit, dass sie ein Verbund quer durch die bretonische Gesellschaft seien, wozu auch Handel- und Gewerbetreibende, Kleinunternehmer, Bauern und Mittelständler gehörten und nicht nur abhängig Beschäftigte…


Frankreich: Heute Großdemo in Quimper. Bekommt Valls Image Kratzer?

2. November 2013

Heute wird es in Quimper(B) und Carhaix(A) in der Bretagne große Demonstrationen geben. Sie werden von der grassierenden Unzufriedenheit von extrem Links bis extrem Rechts des politischen Spektrums gespeist werden. Die wankelmütige Regierung Ayrault des zaghaften Präsidenten Hollande könnte dabei in historischer Kulisse einer (vor-)entscheidenden Bewährungsprobe unterzogen werden?

Ayrault selbst warnt aus Moskau(!) im voraus vor einer Eskalation der Gewalt, als wolle er sie herbeireden…

Im Grunde stünde wohl die ganze Regierung Ayrault auf der Kippe, sollte die Demos von Quimper oder Carhaix ausser Kontrolle geraten?

Pikanterweise ist es die letzte Alternative der PS, der ebenso populäre wie reaktionäre Innenminister Manuel „Roma“-Valls, der die direkte Verantwortung für das Gelingen des Polizeieinsatzes von Quimper tragen wird.

Zwar würde der Auftrag Hollandes zur Bildung einer neuen Regierung wohl unweigerlich auf Valls hinauslaufen, zugleich wäre er aber durch ein Versagen in Quimper belastet und geschwächt.

Es ist die geplante und momentan ausgesetzte Öko-Steuer und die Krise des Agrar-Sektors, die die Bretagne besonders trifft, die den allgemeinen Unmut befeuern. Normalerweise würden diese Art von Demonstrationen von den Gewerkschaften organisiert, die ihnen eine Ordnungsstruktur und damit eine gewisse Sicherheit gäben. Dies sei heute in Quimper nicht der Fall, weshalb der Demo die „innere Struktur“ fehle. Die Gewerkschafte und die Linke veranstalten heute parallel ihre eigene Demo in Carhaix.

Valls hat eine für dieses Wochenende geplante Reise nach Israel und Palästina verschoben, eine Vorsichtsmaßnahme um bei einem eventuellen Ausbruch von Gewalt in Quimper nicht außer Landes zu sein! „Kleine, gewaltbereite, radikale Minderheiten könnten…“, denkt Valls laut nach, „…das alles müsse mit den Präfekten und Rathäusern gut vorbereitet werden!“ Ein Innenminister der eifrig das Bild verbreitet, alles selbst in die Hand nehmen zu müssen, beruhigend klingt das nicht. Der Präsident schweigt selbstverständlich… wie immer.


EU der Separatisten: Nach Schottland, Katalonien, Flandern jetzt auch das Elsaß?

12. Dezember 2012

Europa, wie es sich heute darstellt, hat den Grundkonflikt zwischen der Notwendigkeit einiger essentiellen Gemeinsamkeiten, wie das Euro-Dilemma exemplarisch zeigt, und der gewohnten nationalen demokratischen Grundrechte.

Der europäische Rahmen bietet anscheinend eine Art von Überstruktur, die regionale Unahängigkeitsbestrebungen überhaupt erst befördert? Keine Ahnung, ob es sich hierbei um eine spontane, rein opportunistische Chancenauswertung oder gar um ein geplantes und gefördertes Projekt der Auflösung handelt.

Rumpelstilzchen und Barolo in Brüssel betreiben womöglich ein Doppelspiel?
Vordergründig sagen sie den Flamen, Katalanen und Schotten zwar, ihr seid draussen, wenn ihr Spielverderber seid, aber signalisieren gleichzeitig „irgendwie wird es schon weitergehen“. Denn die EU kann ja nicht ein Flickenteppich sein in Europa, wo Mitglieder und Nicht-Mitglieder abwechselnd aneinanderstossen!

Jedenfalls fühlen sich auch Kräfte im Elsaß beflügelt, eine deutschstämmige Autonomie zu betreiben. Das ist historisch nicht völlig ohne Grund, denn diese häufig umstrittene Grenzregion zwischen Deutschland und Frankreich wechselte jahrhundertelang als Beute die „Nationalität“

Der jeweils Stärkere leibte sich das Elsaß ein, so war das! Heute bedeutet dies zum Beispiel, dass auf Grund der wirtschaftlichen Stärke Deutschlands bei der Ausschreibung von Stellen in diesen beiden französischen Departements „Deutsch“ oft als essentielle Bedingung verlangt wird.
Dabei geben selbst die Betreiber der „Autonomie“ zu, dass höchstens zehn Prozent der Jugendlichen das Elsässische Alemannisch, dem Badischen eng verwandt bis identisch, zu Hause in den Familien sprechen.

Es hat den Anschein, dass hier die günstige Gelegenheit rein opportunistische Separatisten schafft?

Jedenfalls haben die Separatisten ein Modell „Südtirol“ vor Augen, wenn sie sich die Zukunft des Elsaß vorstellen.

An dieser Stelle könnte man eine Wette wagen: „Who’s next?“
Alleine in Frankreich, kämen außer dem Elsaß noch die Normandie, die Bretagne, das Baskenland und Savoyen in Frage für politische Abspaltungsprojekte!

Da sollten wir uns, diesen Trend vor Augen, doch mal die Deutsche Frage stellen:
Baden mit Elsaß und der deutschen Schweiz, Bayern solo, Saarland mit Frankreich, Schleswig-Holstein mit Dänemark, der Phantasie sind kaum Grenzen gesetzt, wenn es darum geht den nationalstaatlichen Strukturen Schaden zuzufügen.

Ein  Europa der Regionen, also ganz ohne nationale Regierungen, wäre zwar eine Verschlankung der politischen Strukturen und viel Reibung durch Profilierungsüchte könnte vermieden werden, aber dies setzte demokratische Strukturen in Brüssel voraus, die es derzeit nicht gibt…

http://www.german-foreign-policy.com/en/fulltext/58349