Keine Frage, wir leben in spannenden Zeiten! Aktuell haben wie ein globales Covid-19-Problem, das wiederum anderen Problemen die Corona, die Krone, aufsetzt.
Wir haben eine exzessive, globale „Billig-Billiger-am Billigsten“-Wirtschaft, die konsequent die Ärmsten der Armen gegeneinander ausspielt und dies sowohl auf lokaler, nationaler, kontinentaler und globaler Ebene. Dies böse Spiel bedingt eine völlig enthemmte globale Logistik mit stinkenden Verbrennungsmotoren auf Straßen, Flüssen und Weltmeeren und trägt zur Klima-Katastrophe bei anstatt diese aktiv zu bekämpfen.
„Exportweltmeister“ zu sein macht dabei in mehrfacher Hinsicht abhängig, verletzlich. Es gibt eine nationale Schieflage durch einseitige industrielle Strukturen, veraltete Produkte und Erpressbarkeit durch potentielle Abnehmerstaaten, unabhängig ob diese kalkuliert, planvoll oder schlicht willkürlich handeln.
Abhängig Beschäftigte sind seit dem Ende der UdSSR und des Warschauer Paktes so langsam in Bedrängnis geraten. Die Notwendigkeit gegen diesen als „das bessere System“ zu glänzen, war entfallen. Statt dessen gab es plötzlich ein riesiges Angebot billiger und billigster Arbeitskräfte in Südosteuropa, den angrenzenden osteuropäischen Nicht-EU-Staaten und natürlich den „üblichen Verdächtigen“ in Ostasien.
Die Folge sind eine – langsam aber kontinuierlich – verarmende Bevölkerung, deren Bedienung mit Billig-Ramsch, seien es nun Klamotten oder „Lebensmittel“ und steigende Arbeitslosigkeit*.
Dazu kam in diesem Jahr 2020 die Covid-19-Pandemie, die zahlreiche Todesopfer erfordert und dabei schonungslos die Mängel eines Rendite-optimierten Gesundheitssystems mit systematisch reduzierten Personalschlüsseln bei Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen, Altenheimen aber auch unseres Schulsystems offen legte.
Hatten in früheren Zeiten „die da Oben“, die Regierenden und die Kirchen die wenigen (einseitigen, von Oben nach Unten!) Informationswege fest unter Kontrolle, so hat sich dies in Zeiten des www. gründlich geändert. Jeder mutiert zum Verleger seiner Ideen und auf einmal gibt es viele (zu viele?) Wahrheiten, jeder hat seine eigene! Da sind (natürlich?) alle politischen Richtungen, inklusive Anarchos, Rechte, Ultrarechte, Verschwörungstheoretiker, Rassisten und Antisemiten und Impfgegner. Hab‘ ich welche vergessen? Die blöken alle gleichzeitig laut los und jeder darf/kann/soll/muss sich ‚was aussuchen?
Die Politik, besonders die Regierungen in den Demokratien, tun sich offensichtlich zunehmend schwer, die Lage mit demokratischen Mitteln unter Kontrolle zu halten. Sie vermitteln zuweilen ein Bild der Hilflosigkeit, das die jeweilige unkontrollierbare Straßenbewegung im Zweifelsfalle eher ermutigt als besänftigt. Ist das am Ende gar eine Vorstufe eines wie auch immer gearteten anarchistischen Ultra-Links-Rechts-rassistischen-antisemitischen Putsches? Leben alle diese Gruppen in supranationalen Parallelwelten, ihren eigenen Gesellschaften, mehr oder weniger unerreichbar für Legislative, Judikative, Exekutive? Haben die demokratischen Staaten gar die Kontrolle verloren? Kommt die Zeit der Diktatoren, egal ob in China, Russland, Weissrussland, Ungarn, der Türkei, Brasilien, Chile oder gar den USA? Das wäre äusserst fatal, denn es würde Bürgerkriege bedeuten, wie man an der Aufzählung erkennen kann, um die halbe Welt!
Gleichzeitig schmiert die Wirtschaft weiter ab, werden mehr Arbeitskräfte freigesetzt, die Verbleibenden unter wachsenden Druck bei Löhnen, Gehältern und Arbeitsbedingungen gesetzt. Wem nutzt dies also am Ende?
Sind diese kaum noch zu kontrollierenden Zustände auf den Straßen nicht geradezu eine Einladung zur Einmischung von Aussen, bis hin zu anderen Staaten am Ende der Welt?
In einem Fall wird dies dann medial und politisch als krimineller Straßenpöbel, im anderen Fall dann als ehrbare, hochdemokratische, unterstützenswerte Demokraten bezeichnet. In Ansätzen ist dies bereits in unseren „Zwangsgebühren finanzierten Staatsmedien“ zu beobachten…
Wie lange wird es unter den aktuellen Bedingungen dauern, bis der erste intern bedrängte Despot einen Ablenkungskrieg auf die schlechte, alte nationalistische Art mit seinem Nachbarn beginnt?
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*(in Puncto Arbeitslosigkeit stand der Exportweltmeister bis zur Corona-Pandemie noch recht gut da, andere Europäer, darunter auch viele EU-Staaten eher nicht!)
In der Türkei enteignet die Regierung alles, was von irgendwem, irgendwann, irgendwie mit dem sogenannten Gülen-Putsch vor einem Jahr in Verbindung gebracht wurde, für dessen behaupteten Verursacher es indess keine Beweise gibt. Gülen war’s halt „gefühlt“, findet Erdogan und der kann sich bekanntlich nicht irren. Das genügt allen, auch der Justiz…
Vom Auftakt, der Enteignung von KOZA IPEC mit BUGUN TV, dem Firmengeflecht des Milliardärs Akin Ipek, wurden bis heute knapp tausend Firmen aller Größen enteignet, auf der Basis von unbelegten Anschuldigungen. Der Wert dieser Enteignungen, also von Konten, Anlagen und Immobilien soll sich auf 11 Milliarden US-Dollar belaufen, so die NEW YORK TIMES. Ein beispielloser Raubzug Erdogans in der modernen Wirtschaftsgeschichte!
Ein Teil der Beschäftigten wurde in Gefängnisse gesperrt, andere flohen zu Tausenden aus der Türkei in alle Welt. Seit dem Putsch(?) sollen rund 50.000 Türken ohne Gerichtsverfahren in U-Haft sein, die in der Türkei bis zu 5 Jahren andauern darf. Hundertausende weitere haben „nur“ ihren Job verloren, dazu teilweise ihre Bankkonten und Ersparnisse, befinden sich aber (vorläufig?) auf freiem Fuß. Betroffen sind hauptsächlich Militärs, Polizisten, Juristen und die Medien, aber auch allerlei Wirtschaftsunternehmen, Firmen, denen irgendein Neider oder Interessierter einfach “Gülen-Nähe” vorwarf. Das genügte in der Regel!
Die Türkei, einst ein aufstrebender Markt mit stabilem Wachstum über viele Jahre, mit boomendem Tourismus und Einkaufsmalls im ganzen Land (sowie hunderten STARBUCKS Cafés seit 2003) schien eine sichere Anlage zu sein? Dies alles ist Geschichte. Der Tourismus ist stark eingebrochen und weit von seinen Zahlen von 2015 entfernt. Was jetzt als Erholung gepriesen wird, ist nur prozentuales Wachstum basierend auf den Tiefstwerten von 2016. Tatsache ist, der Tourismus liegt noch immer rund ein Drittel unter den 2015er Zahlen. Erdogan hat über die Jahre seine treuesten Touristengruppen nacheinander vertrieben, die Israelis, die Russen und die Deutschen.
Die türkische Führung, also Recep Tayip Erdogan, gilt in der Wirtschaft inzwischen als unberechenbares Risiko. Die Investitionen sind um die Hälfte zurückgegangen. Die drei größten Ratingagenturen bewerten die Türkischen Schuldverschreibungen inzwischen als wertlosen, riskanten „Müll“, als „Junk Bonds“. Sie seien praktisch derzeit unverkäuflich…
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https://www.nytimes.com/2017/07/22/business/turkey-akin-ipek-fethullah-gulen-recep-tayyip-erdogan.html?emc=edit_ta_20170722&nl=top-stories&nlid=66731401&ref=headline