Die Zeit läuft nun endgültig ab, in der es rein theoretisch noch zu einer Einigung zwischen dem UK und der EU kommen könnte. Eventuelle Übereinkommen, gar Verträge, können nicht mehr vom EU-Parlament oder dem Britischen Unterhaus fristgerecht abgewickelt werden. Die Verhandlungspartner hauen sich im Auftrag von Boris Johnson und Ursula von der Leyen symbolisch die Fische um die Köpfe und drohen mit dem Brexit-Chaos in den britischen und französischen Häfen.
Nun hat das total fiese Corona-Virus dieses Argument vorzeitig entkräftet, denn nach den jüngsten Tests befanden sich quasi in jedem Flieger aus dem UK positiv getestete Passagiere. Frankreich, Belgien, die Niederlande, Italien, Deutschland und sogar Indien, Südafrika, Australien machten konsequent dicht für Flieger aus dem UK. Alle Häfen wie Calais und Dünkirchen und der Kanaltunnel wurden geschlossen, fast als sei schon Brexit! Bei Dover soll sich ein bis zu 30km langer Lkw-Stau befinden, der sich nicht bewegt. Deren Fahrer:innen sind „gefangen“ unter unzumutbaren sanitären und Ernährungsbedingungen. Die Fahrzeuge der Speditionen sind derzeit auf unbestimmte Zeit ihrer normalen Nutzung entzogen, was nach einer zeitlichen Verzögerung vermutlich überall zu Versorgungsproblemen und Preissteigerungen führen wird? Ein Vorgeschmack auf einen harten Brexit? Keine Ahnung, ich weiss es nicht!
Aber der hier verlinkte Artikel zur spanischen Tageszeitung LA VANGUARDIA zeigt an einigen Beispielen auf, daß die Relationen des UK zu EU-Nationalstaaten keineswegs gekappt werden würden mit dem Brexit, wie es seine Betreiber den Befürwortern des Brexit-Referendums damals 2016 einredeten.
Da gibt es z.B. den französischen Energie-Multi EDF (Électricité de France), der zu über 80% im französischen Staatsbesitz(!), weiterhin zusammen mit den Chinesen von CGN quasi ein Monopol zum Betrieb und Bau mehrerer ((8?) Kernkraftwerke im UK besitzen, unter anderem in Hinkley Point Wert (22,5 Milliarden Pfund Sterling und mit bisher 2 Jahren Rückstand beim Bau!). Die Briten waren technologisch nicht mehr dazu in der Lage diese Projekte selbst abzuwickeln! Der Anteil von Nuklearenergie am Energiemix beträgt derzeit 20% und er wird steigen, wenn der CO2-Verbrauch bis 2050 auf Null reduziert werden soll! Es existieren zwei weitere unterschiedlich weit fortgeschrittene Bauprojekte für Nuklearkraftwerke, in Sizewell und in Bradwell. Um der EDF ihre Gewinne zu garantieren(!) existieren hohe Abgabepreis für Elektroenergie für 35 Jahre, ganz egal „ob Brexit hin oder Brexit her“, die der britische Endverbraucher, aber auch die Wirtschaft bezahlen müssen!
Der Finanzsektor, „die City“ ist bisher weniger betroffen, obwohl große Häuser ihren Sitz oder zumindest Teilkapazitäten z.B. nach Paris oder gar Frankfurt verlegt haben.
Es gibt Französische Bahn- und Busunternehmen mit Staatsbeteiligung die Linien in England, besonders im Großraum London betreiben.
Der neue blaue(!) Hightec-UK-Reisepass ohne die verhasste Symbolik der EU-Sterne wird… vom französischen Multi-Unternehmen THALES (Raumfahrt, Rüstung und Sicherheit, mit über 20% französischer Staatsbeteiligung!) produziert.
Die staatliche französische RATP, die den Nahverkehr im Großraum Paris betreibt, ist Konzessionär einiger wichtiger Buslinien in London!
Auch die französischen Staatseisenbahnen SNCF betreiben Bahnstrecken im UK.
Aber – wie schon oben erwähnt – die Verhandler „hauen sich die Fische um die Köpfe“ um die reale Abhängigkeit des UK von kontinentalen Nationalstaaten der EU zu verschleiern… bis zum bösen Erwachen!