Das „Le Parquet national financier“ der französischen Justiz ermittelt seit 23.11.2020 erstmals gegen einen Ex-Präsidenten der Republik Frankreich. Vorgeworfen werden ihm Korruption und Bestechung. Der Ankläger forderte am 10.12.2020 für Nicolas Sarkozy, seinen Anwalt (und langjährigen Freund) Thierry Herzog* und Ex-Magistrat Gilbert Azibert je 4 Jahre Gefängnis, davon 2 Jahre in echter Haft und 2 Jahre auf Bewährung. Die theoretische Höchstrafe für diese Delikte betrüge 10 Jahre! Das Urteil soll am 01.03.2021 verkündet werden.
Sarkozy (selbst Anwalt von Beruf) sieht sich in seinem Schlusswort als unschuldig, als juristisch Verfolgter auf einem Kreuzweg, der die Wahrheit gesagt habe und bereit sei, die Verantwortung zu tragen, der aber NOCH Vertrauen in die Justiz unseres Landes habe (die ihn folglich am Ende freisprechen müsse)…
Sarkozy soll mit Hilfe seines Anwaltes Einblick in geheime Ermittlungsakten zur Affäre „Bettencourt“ erlangt haben und dem Magistrat Azibert im Gegenzug Hilfe und Kontakte für dessen Traumjob in Monaco versprochen haben, den dieser jedoch nie erhielt!
Der amtierende Innenminister Gérald Darmanin rühmt Nicolas Sarkozy derweil parallel im TV in den höchsten Tönen als ehrlichen Mann und verdienstvollen Präsidenten mit dem er sich regelmäßig austausche (wussten Sie das, Präsident Macron?) und der vor kurzem zu einem Frühstück bei ihm im Innenministerium „á Beauvau“ zu Gast war (haben sie das gehört, hohes Gericht?).
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*Für den Anwalt Herzog werden zusätzlich zur Haftstrafe, anschließend 5 Jahre Berufsverbot gefordert!
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https://www.francetvinfo.fr/politique/affaire/sarkozy-sur-ecoute/affaire-des-ecoutes-quatre-ans-de-prison-dont-deux-fermes-requis-contre-nicolas-sarkozy-et-les-deux-autres-prevenus_4211799.html#xtor=EPR-51-%5Baffaire-des-ecoutes-quatre-ans-de-prison-dont-deux-ferme-requis-contre-nicolas-sarkozy-son-avocat-thierry-herzog-et-l-ancien-magistrat-gilbert-azibert_4212075%5D-20201208-%5Bbouton%5D
https://www.francetvinfo.fr/politique/affaire/sarkozy-sur-ecoute/
Die regelmäßigen Kontakte zwischen Innenminister (seit Juli!) Gérald Darmanin und Ex-Präsident Nicolas Sarkozy sind offenbar Teil des planvollen Versuches, Teile rechter Wählerpotentiale zu kapern für die Präsidentschaftswahlen in 2022?
Dazu gehört es anscheinend auch, durch Umdeutung von Begriffen klassische Themen des Mitte-Rechts-Spektrums zu besetzen und so in deren Wählerpotential zu wildern? So wurde z.B. aus der politischen Altlast aller Parteien seit Jahrzehnten, „der Parallelgesellschaft“ in den Banlieues, jetzt „der islamische Separatismus“!
Es war Stärke und Schwäche des neoliberalen Quereinsteigers Emmanuel Macron zugleich, mit weitgehenden politischen Neulingen ohne große Erfahrung, die klassischen, etablierten Parteien des Links / Mitte / Rechts-Schemas ausbooten zu können.
Nun hat er sich mit dieser debilen Truppe aber – mehr schlecht als recht – drei Jahre lang über die Runden geschleppt und die Franzosen wohl zunehmend weniger überzeugt?
Dazu kommt das unglückliche Auftreten eines Präsidenten, der sich zu Jedem und Allem schnell persönlich vor die Kameras drängt, frei nach dem Motto „alles muß man selber machen in diesem Chaos!“
Er hat praktisch seine ganze Regierung ausgetauscht, bis auf sich selbst! Dies sollte ihm eigentlich in 2022 „die Wähler nicht gerade in Scharen zutreiben“?
Der Dialog über die Medien mit dem halbwüchsigen islamistischen Mörder des Lehrers Samuel Paty, sowie die zunehmend persönliche Auseinandersetzung mit dem egozentrischen Sultan Erdogan haben ihn wohl als Präsidenten der Republik Frankreich nicht gerade akzeptabler erscheinen lassen? Jeder potentielle Täter weiss künftig, was er zu tun hat um direkt mit dem Präsidenten Frankreichs in den Medien zu streiten und sich derart aufwerten zu lassen. Erdogan zumindest scheint dies sehr zu gefallen?
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