Die Wahlbeteiligung am 21-D betrug um 13 Uhr 34,62% gegenüber 35,10% in 2015. Allerdings fiel diese interessanterweise unterschiedlich aus. In traditionell sozialistischen Wahlkreisen der Metropolitanregionen Barcelona und Tarragona stieg sie an, während sie in vorwiegend ländlichen, separatistischen Wahlkreisen teilweise deutlich nachgab! Dies könnte ein erster Hinweis auf ein späteres Ergebnis sein?
Man muss bei allen Vergleichen aber berücksichtigen, daß die letzte Wahl 2015 wie auch stets zuvor an Sonntagen stattfand. Dieser 21-D ist der erste Wahltag in einer Arbeitswoche. Die Arbeitgeber müssen anscheinend bis zu vier Stunden bezahlte Arbeitszeit für den Wahlgang zur Verfügung stellen. Irgendwo las ich, die Wähler müssten sich die Wahlteilnahme bestätigen lassen um die Zeit bezahlt zu bekommen?
Um 18:00 Uhr lag die Wahlbeteiligung am 21-D mit 68% um fast 8% höher als am 27-S 2015. Auf Comarcas heruntergebrochen lagen nur 4 unter den Ergebnissen von 2015.
Wenn man einmal grundsätzlich davon ausgeht, daß der Separatismus, die CAT-SEP’s, stets seine Anhänger grundsätzlich hochmotiviert an die Urnen brachte, dann müssten die rund 400.000 zusätzlichen Wähler, die eine Erhöhung der Wahlbeteiligung auf etwa 82-83% ergäben, mehrheitlich zu Gunsten der Unionisten gehen?
Aber das ist zunächst reine Spekulation meinerseits…
Um 20 Uhr wurden die Wahllokale geschlossen und die Auszählung begann. Sofort wurden die ersten Ergebnisse veröffentlicht und in LIVE-Sendungen diskutiert. Macht meiner Meinung nach wenig Sinn, weil es zu bizarren Werten kommt, wenn kleinste ländliche Separatisten-Wahllokale innerhalb von Minuten ihre Ergebnisse ausgezählt und publiziert haben und diese sogleich spekulativ zerredet werden? Ich neige deshalb zum Abwarten bis die Zahlen statistisch stabiler werden!
ERGÄNZUNG 22.12.2017 08:00 Uhr:
Inzwischen sind die Stimmen zu 99,89% ausgezählt und die Befürchtungen sind eingetreten, die schon bei der Ausrufung dieser Wahlen geäussert worden sind:
1. Es gibt zwei annähernd gleich große Lager in Katalonien!
2. Die Separatisten haben zwar Sitze, aber nicht die absolute Mehrheit von 68 Sitzen verloren. DIE LAGE IST WIE VOR DER WAHL!
3. Die Unionisten haben sich praktisch innerhalb ihres Lagers gegenseitig kannibalisiert.
4. Die Unionisten haben wie schon bei der letzten Wahl die Mehrheit an Stimmen errungen, diese setzt sich durch das katalanische Wahlrecht aber nur schwer in eine Mehrheit an Sitzen um, da Sitze im Raum Barcelona bis zum 2,6-fachen an Stimmen benötigen als z.B. auf dem platten Land in Lleida.
5. Der sich in der letzten Woche stark in Katalonien engagierende spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy konnte nicht verhindern, daß seine PP in Katalonien auf 3 Sitze(!) schrumpfte. Eine KLATSCHE!
6. Innerhalb des Separatistenlagers wird der opportunistische Brüssel-Exilant Puigdemont Gewinner gegen den sturen U-Häftling Junqueras. Die Anarchos der CUP haben sich zwar halbiert, werden aber wieder das unentbehrliche Zünglein an der Waage des Separatistenblockes spielen ohne die NICHTS geht in CAT!
Separatisten:
034 Sitze JxCAT
032 Sitze ERC
004 Sitze CUP
070 Sitze ( 68 Sitze = absolute Mehrheit!)
Unionisten:
037 Sitze C’s
017 Sitze PSC
008 Sitze CatComú
003 Sitze PP
065 Sitze (es fehlen drei Sitze zur absoluten Mehrheit!)
Rekord-Wahlbeteiligung = 81,94%
Wahlberechtigte = 5.322.269 Katalanen
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http://www.elperiodico.com/es/politica/20171221/participacion-elecciones-catalanas-6510407
Es wäre jetzt an der Zeit Kompromisse für Blockübergreifende Lösungen zu suchen. Zu befürchten ist, daß die (hinter den Kulissen zerstrittenen) CAT-SEP’s versuchen so weiter zu machen, wie zuvor?
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Jetzt, wo die Autonomiewahl vorüber ist, zeigt das „Puigdemont-go!“ ganz offen seine Nähe zu den Rechten, flämischen Nazi-Freunden: Das Weihnachtswochenende verbringt er in der Villa eines „der N-VA Nahestehenden“ Unternehmers. Da können sie dann gemeinsam alte Lieder und Gebräuche zelebrieren…
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In der Weihnachtslotterie EL GORDO wurden die Katalanen wieder (gewohnheitsmäßig!) von Madrid betrogen und abgezogen. Nur 9 % von den eingesetzten rund 360 Mio €uro seien als Gewinn nach Katalonien zurück geflossen, jammert EL PERIÓDICO in einem Artikel. Das „Puigdemont-go!“ wird bestimmt bald aus Brüssel fordern, daß Katalonien per Gesetz mehr gewinnen müsse, als zuvor eingezahlt worden sei?
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Die Berichterstattung in den deutschen Medien zum Thema ist derart oberflächlich, daß man sich manchmal fragt, ob dies wirklich nur unfähige Stümperei ist, oder ob das nicht irgendwo gewünscht ist?
Im Moment wage ich keine Prognose, außer der (alten) Feststellung, daß mit einer Autonomiewahl das grundlegende Problem der beiden annähernd gleich großen Blöcke nicht gelöst werden kann. Hier gab und gibt es auch fast 40 Jahre der nationalkatalanistischen Erziehung, propagandistische katalanische Vollversorgung in den subventionierten Medien und der sogenannten Zivilgesellschaft. Ein erheblicher Teil der Menschen profitiert auf die eine oder andere Weise vom nationalkatalanistischen Separatismus ganz konkret monatlich auf dem eigenen Bankkonto.
Aber die Dinge liegen nach dieser Wahl auch nicht so klar wie es zunächst scheint. Die CAT-SEP’s müssen eine Regierung bilden und haben erhebliche eigenen Konflikte in allen drei Parteien. Die mutmaßlichen Gesetzesbrecher des 1-O und des 27-O und der September-Ereignisse im katalanischen Parlament und deren Planung werden vor Gericht stehen und sich verantworten müssen. Sie fordern zwar als „Wahlsieger“ nachträgliche Immunität für die ihnen zu Last gelegten Delikte, aber das wird es nicht geben (können), wenn Spanien sich als Staat ernst nimmt. Auch eine Nationalkatalanistisch-Linke-Querfront ist noch nicht vom Tisch.
Aber auch in Madrid könnte dieser Wahlausgang noch Folgen für Rajoy und seine PP-Regierung haben, denn es war letztlich die PSOE die zwar einerseits ein Misstrauensvotum im Parlament gegen Rajoy verhinderte, die andererseits aber bei der Verhängung des Artikels 155 verlangte, daß die nationalkatalanistischen Propagandamedien, speziell das öffentliche TV3 und RAC1 UNANGETASTET zu bleiben hätten, ebenso wie das monopolistische katalanische Bildungssystem. Beides sind seit Jahrzehnten tragende Säulen der CAT-SEP’s. Das Ergebnis ist bekannt. Vorgezogene Neuwahlen in Spanien? Die will Rajoy nachvollziehbar nicht, das ist aber nicht seine Entscheidung! Die könnten schneller kommen, als ihm lieb ist…
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Einen hab‘ ich noch: Die katalanischen Wähler strafen nicht die Zentralregierung in Madrid ab, sondern ausschließlich sich selbst! Normale politische Geschäftstätigkeit findet seit Jahren nicht mehr statt. Man merkt es an allen Ecken und Enden. Ohne „das böse Madrid“ wäre die Autonomie Katalonien LÄNGST PLEITE!
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Als Beispiel für das, was ich oben schrieb mag dieser Beitrag in SPON gelten, den man sich sowohl formal als auch inhaltlich anhören sollte:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/wahl-in-katalonien-wie-es-nach-dem-sieg-der-separatisten-nun-weitergeht-a-1184608.html
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Die Wahl, die keinen Gewinner hatte?
Die Separatisten müssen sich untereinander auf einen möglichen Präsidenten einigen UND diesen zu installieren vermögen.
Die Unionisten, von denen eine Partei zum Wahlsieger wurde, indem sie die anderen des gleichen Lagers konsumierte.
Die PSC-Sozialisten, deren „Vortänzer“ von der Querfront aus Nazis und Linken träumte, die ihn zum Präsidenten machen sollte, bevor er dann nach der Wahl auf Rang 4 landete.
Die Anarcho-CUP, die das Zünglein an der Waage spielen wollte und die jetzt keiner braucht?
Die Opportunisten von CeC PODEM der Bürgermeisterin von Barcelona, die aus Verzweiflung mit ihren sexuellen Präferenzen Wahlkampf machte?
Die spanische Regierungspartei, die zwar im Prinzip immer Recht hatte, was aber Keinen zu interessieren schien, weshalb sie schlussendlich mit 3(!) Sitzen im Verließ der absoluten Lächerlichkeit landete?
Die Wirtschaft, die immer noch keine Planungs- und Investitionssicherheit hat nach der Wahl?
Die EU, die weiss Gott genug Scheisse am Hals hat, Stichworte UK, Polen, Ungarn….
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Erstmals seit Beginn der Amtszeit von Jordi Pujol im Jahre 1980, also seit 37 Jahren(!), war die größte Partei in Katalonien mit den C’s (Ciudadanos) eine nicht-separatistische Partei, sondern eine unionistische, oder auch konstitutionelle, eine zur spanischen Verfassung stehende Kraft!
In der Berichterstattung auch in Deutschland bleibt gerne unerwähnt, daß die Unionisten ca. 170.000 Stimmen mehr holten, als die Separatisten. Letztere haben also spätestens ab dem 21-D nicht mehr das Recht „für DIE, für ALLE Katalanen zu sprechen“!
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