Das erste Mal seit Herbst 2015 können die türkischen Behörden verkünden: Es kommen wieder mehr Touristen ins Land!
Im Sommer 2016 kamen, verglichen mit dem Vorjahreszeitraum, knapp 40 Prozent weniger Touristen ins Land.
Jetzt die Erholung: Laut Tourismus-Ministerium kamen im April 2,44 Mio. Ausländer in die Türkei, das sind 18,1 Prozent mehr als im Vorjahresmonat.
Trotz der Spannungen zwischen Berlin und Ankara kamen die meisten Ausländer aus Deutschland: 262 730 Deutsche reisten ein, 6,7 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Zum Vergleich: Zwischen April 2015 und April 2016 war die Zahl der Deutschen um 35,4 Prozent eingebrochen. (Kursiv: Zitat BILD, http://www.bild.de/geld/wirtschaft/wirtschaft/russen-stuermen-die-tuerkei-51965976.bild.html)
In diesen Zahlen sind ALLE ausländischen Türkei-Urlauber enthalten?
Hm.. also, wenn 2015 als Ausgangsjahr mit 100% angesetzt wird, dann waren es 2016 -40% = 60% der 2015er Zahlen, richtig?
Jetzt „die Erholung“:
60% + 18,1% = rund 71%, Das heisst also 29% UNTER den Zahlen von 2015! Ist es „erholend“ wenn der Türkei-Tourismus noch immer um 29% UNTER den Zahlen von 2015 liegt? Möglich, da hat man mehr Platz am Strand und an der Selbstbedienungstheke?
Die meisten Ausländer kamen aus Deutschland? Ich dachte, daß es die Russen seien, die den Türkeitourismus retten? Die Russen seien die zweitgrößte Ausländergruppe?
262.730 Deutsche Urlauber reisten im April in die Türkei. Das seien 6,7% mehr als im April 2016 ,wo es also damals 246.232 gewesen sein mussten. Diese entsprachen nur 64,6% der Zahlen der deutschen Touristen von 2015 die demnach 381.164 Urlauber betragen haben muss?
Müsste die eigentliche Aussage also nicht lauten, daß im April 2017 im Vergleich zu April 2015 die Zahl der deutschen Urlauber in der Türkei um etwa 262.730/381.164 = 0,689 = 69% von 2015, also noch immer um 31% oder um 118.434 Urlauber tiefer liegt? Wenn man 118 in einen Flieger packte, entspräche das nicht 1.000 Flugzeugen weniger in einem einzigen Monat?
Ewig wird der Tourismus als Indikator dafür angegeben, dass die türkische Wirtschaft im Krisenmodus sei. Dabei beträgt der Anteil des Tourismus am BIP gerade mal 15%, d.h 85% Nichttourismuswirtschaftssektor. Die Türkei ist nicht so abhängig vom Tourismus wie immer getan wird. Momentan hat sie eine Wachstumsrate von 3,8%, was ja nicht schlecht ist.Zudem muss man auch sehen, dass jede Volkswirtschaft zyklische Überproduktionskrisen hat.Fraglich bleibt aber, ob Erdogan die rapiden Wachstums- und Infrastrukturschübe der 90er und 2000er aufrechterhalten kann, zumal ja schon seit Jahren von einer Immobilienblase berichtet wird, die platzen müsse, dies aber bisher trotz aller Mahnungen nie tat.Solange die EU nicht die Zollunion infrage stellt oder Wirtschaftssanktionen oder ähnliches verhängt, dürfte sich die türkische Wirtschaft auch weiterhin entwickeln.
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Ich wünsche den Türken alles Gute, wobei sich meine Ansichten von denen ihres Führers wohl grundlegend unterscheiden?
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Und das Kapital und die Wirtschaft hat sich immer auch mit dikatorischen Regimen arrangiert und Handel betrieben und investiert, sei es jetzt mit der Militärdikatur Südkoreas, Brasiliens Chiles oder der VR China. Diktaturen und Korruption sind nicht unbedingt wesentliche Hemmnisse, können ja manchmal auch als vorteilhaft wegen Unterdrückung der Gewerkschaften sein, die eine florierende Ausbeutung , was Arbeitsbedingungen, Arbeitszeiten und Löhne betrifft erst ermöglichen. Mit der Rechts- und Investitionssicherheit mag es da allerdings Probleme geben, aber ein richtiges Hemmnis waren sie eigentlich nicht.
Doch sollte man sehen, dass breite Teile der türkischen Bevölkerung selbst eine veritable Wirtschaftskrise wahrscheinlich dank Turk TV und anderen Propagandasendern Erdogans als durchs Ausland provozierte Verschwörung sehen würden, als Anfeindungen einer feindlichen Umwelt, die keine große, witrschaftlich properierende, mächtige und stabile Türkei sehen, sondern sie nur boykottieren, sabotieren wollen mittels ausländischer Agenten und Terroristen, zumal eben für diese AKPler die Opposition eine solche auslandsgesteuerte feindliche Agentenmacht ist und zudem CHP und HDP keine starke Opposition aufstellen werden können, noch einen gemeinsamen Kandidaten, der gegen Erdogan auftritt. Möglicherweise braucht es eine neue charismatische Gestalt, die mit dem Islamismus Erdogans und dem Kemalismus der CHP bricht, aber dazu bedürfte es einer neuen demokratischen türkischen Jugend, die nicht so dezentralistisch ala Gezi-Protest und arabischer Twitterrevolutionär protestiert, sondern zentral- gestaltend neue Partei wird oder Bewegung , die Partei wird .
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