12:00 Uhr:
Nur 19,24% Wahlbeteiligung bis 12:00 Uhr! Dies wäre der niedrigste Wert bei Nationalwahlen seit 1997 und er ist seit seit 2007 kontinuierlich gefallen. Die Wahllokale öffneten um 8:00 Uhr Morgens und werden auf dem Land um 18:00 Uhr, in großen Städten um 20:00 schließen. Das schöne, sonnige Wetter sollte eigentlich kein Hinderungsgrund sein, um wählen zu gehen? Über 47 Millionen Franzosen sind Wahlberechtigte.
17:00 Uhr:
Das Innenministerium verkündete die Anzahl der Wahlteilnehmer bis 17:00 Uhr Nachmittags. Sie liegt mit 40,75% sehr niedrig. 2012 waren um diese Zeit bereits 48,31% zur Wahl gegangen, das heisst fast 20% mehr Franzosen gingen 2012 an die Urnen!
Es wird damit gerechnet, daß die Anzahl der Nichtwähler sogar über 50% betragen könnte, was meines Wissens ein Negativrekord wäre? Eine Mindestwahlbeteiligung, bei deren Unterschreitung die Wahl ungültig wäre, die gibt es aber meines Wissens nicht.
Es wird heute im Ersten Wahlgang in 577 Wahlkreisen aus 7.882 Kandidaten ausgewählt.
Zwei Beispiele niedriger Wahlbeteiligung:
Departement Seine-Saint Denis: 12:00 Uhr = 10,5%, 17:00 Uhr = 24,74%. Das heisst bis 17:00 Uhr ging nur jeder Vierte Wahlberechtigte zur Wahl!
Paris: 12:00 Uhr = 11,68%, 17:00 Uhr = 36,59%. Nur gut jeder Dritte Wahlberechtigte ging an die Urne!
Eine Hochrechnung sieht folgendes vorläufiges Ergebnis des Ersten Wahlganges. Sie ist zumindest ein Trend. Ergebnis in Sitzen:
400 – 440 Sitze für LREM + MODEM (Macron und Bayrou)
095 – 132 Sitze für LR, UDI, DVD (die Rechten)
015 – 025 Sitze für PS und Verbündete (die Sozialisten!)
013 – 023 Sitze für LFI (die Linken)
Ergebnis in Prozent nach dem Ersten Wahlgang:
1.) 32,3% LREM (Macron, Neoliberal, nach Rechts offen!)
2.) 21,6% LR (Die Rechten)
3.) 13,2% FN (Die Rechtsextremen)
Damit hat der Mitte-Rechts-Block zwei Drittel aller Stimmen kassiert. Für die diversen Linken und Weitere blieb zusammen gerade mal ein Drittel der Stimmen…
Daraus und der Rekord-schlechten Wahlbeteiligung kann man wohl schließen, daß die ehemaligen Wähler der PS sich in Luft aufgelöst haben, entweder zuhause geblieben sind oder sich direkt auf die Seite von Macron geschlagen haben?
Man muss sich das vorstellen: Benoît Hamon war noch vor vier Wochen Präsidentschaftskandidat der Sozialisten und verlor Gestern seinen eigenen Wahlkreis im Ersten Wahlgang. Er wurde sogar nur Dritter und er wird künftig nicht einmal als einfacher Abgeordneter dem Parlament angehören!
Frauen kommen stark bei Macron…
In den 577 Wahlbezirken liegen erstmalig in Frankreich (und Europa?) 246 weibliche Kandidaten nach dem Ersten Wahlgang vorne! Das liegt hauptsächlich an den Kandidatinnen von LA RÉPUBLIQUE EN MARCHE, LREM, von denen 187 an erster Stelle liegen vor dem Zweiten Wahlgang am kommenden Sonntag. Insgesamt konkurrieren 3.341 Frauen um die Abgeordnetensitze in der Nationalversammlung, das sind 42,4%, fast die Hälfte aller Kandidaten! 2012 wurden 155 Frauen ins Parlament gewählt, damals ein Rekord, der am kommenden Sonntag sicher übertroffen werden wird!
Ein Negativrekord stellen die 51,29% der Nichtwähler dar. Erstmals blieben mehr Wahlberechtigte zuhause, als zur den Urnen gingen. Dem Ergebnis nach scheinen es hauptsächlich enttäuschte Linke gewesen zu sein, wenn man bedenkt, daß die ehemalige Regierungspartei PS trotz Helfern keine 10%, kein zweistelliges Ergebnis mehr erreichte. Die LREM waren motiviert und dürften ihr Maximum abgerufen und an die Urnen gebracht haben?
In Saône-et-Loire gingen nur 5% der Wahlberechtigten ins Wahllokal, nämlich 24 von 447 Berechtigten.
Von den 526 Kandidaten der LREM und MoDem sind bis auf 19 im Ersten Wahlgang Ausgeschiedene noch alle im Rennen! Das erstaunt umso mehr, als sich darunter eine große Anzahl von Politik-Neulingen befinden.
Damit scheint es einer Partei oder Gruppierung, die vor eineinhalb Jahren noch kein Mensch kannte und deren Ziele noch heute kaum einer kennt und deren Kandidaten teilweise Politik-Neulinge sind, gelungen zu sein eine Mehrheit im Parlament des zweitgrößten Landes der EU zu gewinnen???
Das kommt mir reichlich postfaktisch vor…
Das Verrückte ist, daß in einer Nachwahlumfrage des LE FIGARO zwei Drittel der befragten Franzosen äußerten, mit dem Ergebnis des Ersten Wahlganges der Nationalwahlen NICHT zufrieden zu sein… die spinnen, die Gallier!
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Es handelte sich wohl um einen indirekten Macron-Effekt, d.h. wenn er eine fixe Anzahl von Wählern an die Urne bringt, welche die neue Partei wählen wollen, dann wird diese fixe Zahl durch die geringe Wahlbeteiligung von unter 50% quasi aufgeblasen, prozentual verdoppelt.
Dies gilt natürlich aber auch für alle anderen Parteien deren Ergebnis durch die geringe Wahlbeteiligung optisch ebenfalls prozentual verdoppelt wird. Man stelle sich die PS mit ihren 9,5% vor, die bezogen auf die Wahlberechtigten eben keine 5% mehr an die Urnen brachte! Die Spätfolgen dieses Wählerfrustes über die etablierten Parteien im Nachkrieg-Frankreichs sind noch nicht absehbar.
Wir erlebten aber im Prinzip in der vergangenen Woche bei den Unterhauswahlen im UK ähnliches, wo eine Gesellschaft in zwei Hälften gespalten wurden, oder besser in Stadt und Land, in Jung und Alt. Hier wächst ein soziales Konfliktpotential für Unruhen heran, das praktisch in der gesamten EU existiert, auch bei uns im TV-Zuschauer-Merkel-Deutschland, das sich sonst so gerne in der Rolle des besserwissenden, die anderen belehrenden Betrachters gefällt.
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Die niedrige Wahlbeteiligung der Franzosen erklärt sich Le Figaro mit der Einstellung „Gebt Macron eine Chance, auch wenn ich ihn nicht wählen werde“. Spannend wird sein, wie nun die Gewerkschaften, allen voran der CGT auf seine Arbeitsrechtsreformen reagieren werden. Unbemerkt von der Öffentlichkeit hat Macron hinter verschlossenen Türen schon etliche Geheimgespräche mit dem CGT und anderen Gewerkschaftenn geführt. Möglicherweise demonstrieren die dann etwas und blasen den Protest dann ab. Quasi als Belohnung,seitens der Linken dass es Le Pen nicht wurde.Zumal die Gewerkschaften ohne PS und KPF keine Ansprechpartner außer Melenchon mehr haben–und auch der ging bescheiden aus den Wahlen hervor.
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