François Fillon trat gestern Nachmittag am Trocadéro und gestern Abend bei TV2 France die Flucht nach vorne an und „machte auf Opfer und Populist“.
Er widmete im strömenden Regen seine Anhänger schlicht zu „den Franzosen“ um, deren Willen er selbstlos erfüllen wolle und die ihn in diesen schwierigen Tagen einer politischen Rufmordkampagne gegen ihn nicht im Stich lassen würden!
Er ließ sie alle in einem Fahnenmeer aus flatternden Trikoloren baden und zum Schluß die Marseillaise singen, das volle Programm eben, egal ob nun von 40.000 oder von „gefühlten“ 200.000 Anwesenden geboten!
Er stellte also eine Gemeinsamkeit her zu den Anwesenden, mit gemeinsamen Zielen, die ihn alle unterstützen würden. Das klang dann irgendwie so wie „ganz Frankreich, alle Franzosen stehen hinter mir, während eine gegen ihn gerichtete Politintrige abgehobener Partei-Granden, die nicht im Regen stünden und ihre Ärsche im Trockenen hätten, finstere Pläne gegen ihn schmiedeten.“ Ja, genau so klang das…
Dann schickte er noch eine Botschaft an seine Parteifeinde Sarkozy und Juppé: „Niemand könne ihn daran hindern, der Kandidat der Republikaner für die Präsidentschaftswahlen zu sein, denn er sei der vom Volk gewählte Wahlsieger der Vorwahlen, der Kandidat des Volkes, der nur durch den Willen des Volkes oder durch eigenen Willen von seiner Kandidatur absehen könne!“
Damit sprach er die CRUX seiner Feinde klar an: Wenn Sie ihn absetzten, wozu sie in den Augen Fillons nicht berechtigt seien, dann würden sie den Franzosen damit beweisen, daß diese Vorwahlen eine Farce gewesen seien und der Wille des Volkes, der Wille der Franzosen nur scheinbar wichtig sei!
Er drückte sich nicht genauso aus, er meinte es aber genauso und so verstanden ihn die TV-Zuschauer die zu fast 8 Millionen um 20 Uhr TV2 France schauten…
Fillon selbst war bisher eigentlich eher als elitärer Oberschichtenpolitiker und nicht als Volkstribun aufgefallen. Er trat an irgendeinem Punkt dieser Kampagne schlicht die Flucht nach vorne an, hin zum Populismus!
Wie kommen die Konservativen wieder aus dieser Nummer raus? Sie sind bereits gespalten. Alle zweitklassigen Handlanger und Mitläufer haben sich bereits sortiert, sich in Twitter geoutet und der einen oder anderen Seite zugeschlagen. Man zofft sich munter und öffentlich und die Basis teilt sich auch mehr und mehr.
Sarkozy versucht jetzt den Moderator zu spielen, gehört jedoch dem Anti-Fillon-Lager an, wenngleich nicht klar ist, ob er wirklich Juppé unterstützt oder dies nur taktisch tut und am Ende hofft, doch noch einmal selbst zum Zuge zu kommen?
Der absolute Brüller wäre es aber, wenn am Ende Sarkozy für die Republikaner und Hollande für die Sozialisten sich den Franzosen als Retter gegen Marine Le Pen und deren Front National anbieten würden. Die Franzosen hätten dann die Wahl zwischen schwarzer Scheisse, roter Scheisse und brauner Scheisse.. merde alors!
AKTUALISIERUNG: Alain Juppé erklärte aus seinem Rathaus in Bordeaux NICHT als B-Kandidat der LR zur Verfügung zu stehen! „Muss“ es jetzt Sarkozy wieder machen???
ALAIN JUPPÉ: EIN FÜR ALLE MAL; ICH WERDE NICHT KANDIDIEREN!
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Nach der definitiven „ein für alle mal“ Absage von Alain Juppé für das Amt des Präsidentschaftskandidaten der Les Républicains zur Verfügung zu stehen, scheinen die Dinge scheinbar unausweichlich auf Sarkozy zuzulaufen, der sich doch seit langem so selbstlos im Hintergrund um eine Lösung bemühte?
Der Ehrgeizling, der bei den Vorwahlen der Rechten nur Dritter nach Fillon und Juppé wurde weil die eigenen Wähler seines Gezappels überdrüssig waren, wäre wieder Kandidat, so gut wie am Ziel, denn es ist anzunehmen, daß die Franzosen in der Stichwahl in den „sauren Apfel“ beißen würden um Marine Le Pen und ihre braunen Extremisten zu verhindern?
Dieser „Ehrenmann“ mit seiner fast reinen Weste stand gerade wegen verbotener Überziehung der in Frankreich zur Chancengleichheit gedeckelten Wahlkampfkosten vor Gericht. Ihm wird von gut informierter libyscher Seite des engsten Zirkels von Ghaddafi nachgesagt, sich seinen Wahlkampf mit Millionen Schwarzgeld in Bar von Ghaddafi finanzieren zu haben lassen, was dieser später auf besonders hartnäckiges Betreiben Sarkozys mit dem Leben bezahlen musste! Sarkozy gilt bis heute als unschuldig wie ein Lamm und würde als Kandidat wohl nicht in Frage gestellt in Gegensatz zu François Fillon, dem bisher nichts bewiesen wurde und der weder verurteilt noch für schuldig befunden wurde.
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Wie es scheint, hat François Fillon sein höchst riskantes Spiel um seine Präsidentschaftskandidatur definitiv gewonnen?
Zumindest stellte sich das Führungskomitee der LR geschlossen hinter ihn und erklärte „die Debatte für beendet!“
Zwar soll es Morgen noch ein Gespräch mit Juppé und Sarkozy geben, aber die Sache sei grundsätzlich entschieden. Hier wird es wohl hauptsächlich darum gehen, weitere Schäden zu verhindern und die Gräben möglichst schnell zu überbrücken, die der Führungsstreit der letzten Wochen aufgerissen hat.
Die Umfragen stehen zwar relativ schlecht für die Konservativen, aber wenn sie zusammenhalten und ein paar Wähler aus anderen Parteien holen, sollte es gelingen Marine Le Pen und ihre FRONT NATIONAL zu verhindern? Es gibt immer ein paar Prozent opportunistische Wähler, die einfach auf der Seite des mutmaßlichen Siegers stehen wollen. Die braucht er jetzt!
Die Frage ist, ob der Intrigant und Strippenzieher aus dem Hintergrund Nicolas Sarkozy still hält, oder weiter zündelt?
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Die vor einigen Tagen hier von mir beschriebene Möglichkeit, daß der amtierende und ungeliebte Präsident François Hollande im letzten Moment als PS-Kandidat für den glücklos und gebremst wirkenden Benoït Hamon zur Präsidentschaftswahl antreten könnte, wurde jetzt vom LE FIGARO aufgegriffen: Hollande verfüge über eine Reserve von mindestens 500 Patenschaften von Abgeordneten, die ihm erst im Ernstfall einen Antritt zur Kandidatur ermöglichten! (Ich glaube, ich würde wahnsinnig, wenn das passieren sollte!)
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