Generalstreik: Merkels Kuschelbär Sommer vom DGB streikt in Madrid!

Tapsig, breit grinsend und irgendwie deplaziert und verlegen wirkend marschierte Michael Sommer, Merkels Lieblings-Klassenkämpfer vom DGB im Zentrum der ersten Reihe der Abschlusskundgebung in Madrid. Diese Demo muss für ihn eine ganz neue Erfahrung gewesen sein hinsichtlich der Beteiligung.

Vielleicht aber auch nicht, denn Kumpanei zwischen Gewerkschaften und Regierung, die kennt er aus Deutschland ja auch, sogar mit einer schwarz-gelben Regierung. UGT und CC.OO. lieferten eine Art Pflichtübung im Demonstrieren ab, betonten, dass sie die Regierung nicht bekämpfen wollten, sondern nur höflichst um einen politisch-sozialen Kurswechsel, zurück zu den alten Verhältnissen, ersuchten! Sie vermieden Aussagen darüber was geschehen würde, wenn die Regierung in der Sache hart bliebe. Kämpferisch geht anders…

Wie schon früher hier erwähnt, geht es um die mediale Deutungshoheit darüber, ob dieser Generalstreik ein Erfolg gewesen sei oder nicht. Die Tendenz in den Medien neigt dazu den Mobilisierungsgrad schlechter als 2002 gegen die Regierung Aznar und viel schlechter als 1994 gegen Felipe Gonzáles einzustufen. Beim Mobilisierungsgrad weichen die Zahlen von Gewerkschaften (75%) und Regierung (7,5%) um den Faktor Zehn ab! Man rechnet sich die Beteiligung solange zurecht, bis die Ergebnisse passen! So stiegen im Laufe des Tages die Zahlen der geleisteten Busse, Züge, Flüge und Leistungen kontinuierlich an. Wenn das so weiter geht, dann wird man in zwei, drei Tagen diesen Streik wahrscheinlich als Flop, als netten Versuch einordnen?

In Barcelona zählte LA VANGUARDIA 400.000 Teilnehmer bei der von den vier(!) Gewerkschaften UGT, CC.OO., USOC und CSIC veranstalteten Abschlusskundgebung. EL PAÍS aus Madrid sah nur 75.000 Teilnehmer in Barcelona. Na ja, die gucken auch aus rund 600km Entfernung! Gewerkschaften und Regierung verurteilten einmütig die Hausbesetzer aus der Anarchisten-Szene, die sie als Trittbrett-Fahrer der Mobilisierung und öffentlichen Aufmerksamkeit bezeichneten, für die Gewalt verantwortlich machten und von denen man sich klar distanzieren wolle. Ich frage mich allerdings immer noch, warum dieses leerstehende Bankgebäude der BANESTO Stunden vor der vorbeiziehenden Abschlussdemo gewaltsam geräumt werden musste und was die Gewerkschaften von den diesbezüglichen Plänen der Polizei wussten? Bei den Krawallen wurden u.a. ein Burger-King, eine Nazi-Buchhandlung und ein Lewis-Store zerstört und letzterer geplündert. Die erbeuteten Hosen seien aber nicht im Laden anprobiert worden, was noch für manche Überraschung sorgen dürfte. Bei der Anzahl der Verletzten stand es nach der regulären Spielzeit zwischen Polizei und Anarchisten Unentschieden 28:28. Dazu kam ein Rettungssanitäter. Das ergab insgesamt 57 leicht verletzte Personen. Es gab bis 20:00 Uhr 33 Festnahmen in ganz Katalonien.

EL MUNDO resümierte: Spanien stand nicht still! Sie verglichen den Generalstreik von Heute mit denen von 2002 und 1994 und verglichen den Stromverbrauch des Landes als zuverlässigen Gradmesser der Beteiligung am Streik. Heute habe der Stromverbrauch einem ganz normalen Samstag entsprochen. 2002 sei er im Vergleich zu Heute um 11,8 % und 1994 gar um 30% niedriger als Heute gewesen. Gerne werden auch Prozentzahlen addiert und unsinnige, verwirrende Durchschnitte gebildet: Wenn 80 % der Automobilproduktion und 2% des Einzelhandels streiken wird von der Regierung die Zahl 41 % als Streikende genannt ohne jegliche Gewichtung der Branchen und Schäden!

Die härtesten Streikbrecher waren – man konnte es nicht anders erwarten – die 2.092 katholischen Konfessionschulen des Landes von deren 97.000 Beschäftigten nur etwa 1 % streikte! Das nenne ich Stärke im Glauben ;-))

In den nächsten Tagen werden die Gewerkschaftsführer nun bei Präsident Zapatero im Moncloa-Palast antreten und um Kurswechsel bitten. Der wird das Steuer symbolisch um zwei, drei Grad nach Backbord drehen und seinen von deutschen Banken, der EU und Wall-Street vorgegebenen Neocon-Kurs beibehalten. Damit wäre dann offiziell ein Konsens hergestellt und der soziale Frieden in Spanien gerettet, wenn nicht die extreme Arbeitslosigkeit und Hoffnungslosigkeit der Jugend, die Verschuldung der Erwerbstätigen durch die Finanzierung überteuerter Immobilien und die zu erwartende Altersarmut wären. Dieser soziale Druck wird sich ein Ventil suchen, irgendwann…

2 Responses to Generalstreik: Merkels Kuschelbär Sommer vom DGB streikt in Madrid!

  1. […] This post was mentioned on Twitter by CONTRACOMA, Net News Global. Net News Global said: NNG: Generalstreik: Merkels Kuschelbär Sommer, vom DGB streikt in Madrid! http://bit.ly/buQcQk […]

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  2. almabu sagt:

    Me llamo Miguel Verano. Soy de la Confederación de Sindicatos Alemanes (DGB) y soy la muñeca osso de la Merkel y me gustan las huelgas de opera;-))

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